Wenn eine bedeutsame Osteoporose festgestellt wird, ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich, die in der Regel über einen längeren Zeitraum von drei bis fünf Jahren durchgeführt wird.

Leider zeigt die Erfahrung, dass viele Patienten diese Behandlung nach einiger Zeit abbrechen und die dazu gehörende Medikation von sich aus absetzen. Warum?

Niemand nimmt gerne Medikamente ein, schon gar nicht jahrelang.

Dies kann möglicherweise daran liegen, dass der Patient die Wirksamkeit der Behandlung einer Osteoporose nicht wahrnehmen kann. Der Knochenstoffwechsel ist ein extrem langsamer und kontinuierlicher Prozess. Symptome oder Veränderungen treten erst spät auf.  In dem Moment, wo der Patient eine Veränderung bemerkt, ist der Vorgang bereits weit fortgeschritten.

Nur bei fortgeschrittener Osteoporose treten Schmerzen auf, die durch die standardisierte Therapie mit Kalzium und Vitamin D nicht behoben werden können. Es werden dann zusätzlich zu den Schmerzmedikamenten weitere Präparate erforderlich.

Wie bei anderen Medikamenten auch können Osteoporose-Medikamente in einigen Fällen unerwünschte Nebenwirkungen wie z.B. Allergien und Unverträglichkeiten wie Übelkeit oder Magenverstimmungen auslösen. Dazu kommen noch die sehr selten auftretenden aber für diese knochenbeeinflussenden Präparate spezifischen Nebenwirkungen hinzu, über die der Arzt aufzuklären hat.

Die Auswahl der Medikamente sollte stets individuell auf den Patienten abgestimmt werden und die genannten Risiken und Nebenwirkungen immer im Blick behalten werden. Patienten mit Osteoporose sollten ihre Medikamente nach bestimmten Regeln, z.B. angepasst an die Nahrungsaufnahme, einnehmen, was vielfach als lästig empfunden wird. Falls erkannt wird, dass beim Patienten keine Einnahmetreue besteht, kann das Auswählen einer alternativen Darreichungsform unter Berücksichtigung der o.g. Kriterien dazu führen, dass eine durchgehende Behandlung gewährleistet ist.

Manchmal ist auch ein Wechsel von knochenabbauhemmenden Substanzen zu knochenaufbaustimulierenden Präparaten nötig. Diese Entscheidung hängt von weiteren Faktoren wie z.B. dem Ergebnis einer Knochendichtemessung und/ oder Laborwertverschiebungen ab. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Medikamente zu wählen, die nur einmal jährlich verabreicht werden und dann über längerer Zeit wirksam sind.

Neue Behandlungsmethoden sowie nebenwirkungsarme neue Medikamente werden permanent erforscht.

Natürlich sollte jeder Osteoporose-Patient sein Verhalten überprüfen und auf eine gesunde Ernährung, das Vermeiden schädlicher Mittel wie Alkohol und auf ausreichende körperliche Aktivitäten achten.

Wer sich der Osteoporose-Erkrankung frühzeitig entgegenstellt und zusammen mit den osteologisch tätigen Ärzten geeignete Behandlungsmaßnahmen auf den Weg bringt, hat eine gute Chance, nicht nur seine Beschwerden zu lindern und ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern, sondern auch eine Verbesserung der Knochenmineralstruktur zu erzielen. Das Frakturrisiko wird dadurch erheblich verkleinert. Prozentual kann eine hohe Anzahl an Knochenbrüchen samt teils schwerwiegender Begleiterkrankungen verhindert werden, was im besten Falle einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität hat.

 

Dr. med. Michael Tenholt

  1. Vorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes Bochum

 

Dr. (B) Jozef Colemont

Facharzt für Orthopädie