Unser Leben gönnt sich keine Pausen. Sowohl die Produktion als auch die Verteilung, der Verkehr, Züge, Lastwagen, Schiffe … alles just in time rund um den Globus. In diesem System ist der Mensch der Störfaktor Nummer eins. Der Körper fordert sein Recht, er fordert die Pause und den Schlaf. Das gilt nicht nur für den Menschen. Alle Kreaturen haben Hoch- und Tiefphasen, Leistungshochs und Müdigkeit.

„Alles Leben unterliegt einem Zyklus von Ruhe und Aktivität“ sagt der Chronobiologe von der Cornell Universität im US-Bundesstaat New York. Das Missachten dieser biologischen Tatsache führt zu bedeutsamen Folgen, Müdigkeit verursacht zwei Drittel aller Unfälle. Unsere innere Uhr zu ignorieren führt zu Krankheiten und sozialen Konflikten. Die Bedeutung des Biorhythmus für Mensch und Tier begreifen wir zunehmend.

Auch Mimosen öffnen und schließen ihre Blätter unabhängig vom Sonnenlicht. In den sechziger Jahren begannen z. B. am Max-Planck-Institut Forschungen zum zirkadianen Rhythmus (Tagesrhythmus) des Menschen. Der Biorhythmus bestimmt menschliches Verhalten auch unabhängig von der Zeitanzeige. Das gilt für das Erwachen, den Hunger und das Schlafverhalten. Nicht nur der Nachtschlaf, sondern auch die Ruhephasen am Tag gehören dazu. Der Mittagsschlaf gehört zu unserer biologischen Ausstattung. Bei Freiwilligen, die 60 Stunden im Bett liegen mussten, trat das Schlafbedürfnis wie bei Babys und Tieren alle vier Stunden auf.

Das Schlafbedürfnis fällt zusammen mit den Tagestiefs: mittags um zwei, abends um sechs, morgens um zehn. Fast jede Körperfunktion hat ihren Rhythmus, meist neurohormonell-z.B. Adrenalin oder Cortison- bedingt. Der Stoffwechsel, die Verdauung, das Immunsystem unterliegen diesem Rhythmus. Bei bakteriellen Infekten ist die Körpertemperatur meist morgens erhöht. Bei viraler Erkrankung dagegen meist am frühen Abend. Herzinfarkte häufen sich morgens, wenn der Blutdruck steigt, Schlaganfälle öfter im Dunkeln, Zahnschmerzen treten frühmorgens viermal häufiger auf als am Nachmittag. Sogar der Tod tritt häufiger im Morgengrauen und kurz nach Mittag ein.

Das Wissen um den Biorhythmus können wir ausnutzen. So können die kreativen und schöpferischen Tätigkeiten in die Hochphasen gelegt werden, die regenerativen, kraftschöpfenden Tätigkeiten in die Zeiten der Ruhe.