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Das Gesundheitswesen ist in Deutschland nach wie vor in erster Linie renditeorientiert, auch die Krankenhäuser. Veränderungen sind nötig, aber schwer umsetzbar.

Das steht kurzfristig oft notwendigen Investitionen oder auch einfachen Verhaltensänderungen im Wege. Auch fehlen neben der Motivation viele Ressourcen. Die Mitarbeitenden sind oft so ausgelastet mit dem Arbeitsalltag, dass man sich vor weiteren Aufgaben schützt und dann eben weitermacht wie bisher. Der Gesundheitssektor läuft am Limit und ist permanent mit sich beschäftigt. Klar ist auch, dass Leitungspositionen vielfachen Zwängen ausgesetzt sind und nicht immer handeln können, wie sie wollen. Man wartet auf äußere Anstöße und Anreize.

Leider gibt es nach wie vor Verantwortliche in Politik und dem Gesundheitssektor, die die Ernsthaftigkeit der Lage und die Zusammenhänge nicht sehen. Wir unterschätzen unsere eigenen Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist zu befürchten, dass viele erst auf konkrete Anweisungen „von oben“, also auf den Gesetzgeber warten. Einige Gesetzesvorgaben sind schon auf dem Weg. Ab dem kommenden Jahr wird es mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der ebenfalls verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung bereits konkrete Verpflichtungen für die Klinken geben. Ob die Umstrukturierung zu neuen wirtschaftlichen Belastungen führt, ist gar nicht sicher.

Es ergeben sich möglicherweise Chancen u.a. bei der Gestaltung der Lieferketten, Recycling und Entsorgung, Kooperationen, Digitalisierung, Verschlankung der Verwaltung, Optimierung des Aufnahme- und Entlassungsmanagments oder Arbeitsteilung im Versorgerteam.

Die Ärzte und andere versorgende Mitarbeiter wünschen sich natürlich ein Optimum der Versorgungsqualität und sind dafür hochmotiviert. Nur die zusätzlichen Belastungen steigen täglich. Aktuelle Umfrage zeigen eindrücklich, dass die Eindämmung des Klimawandels eine elementare Rolle spielt, der Klimawandel wirkt sich immer stärker auf die Gesundheit der Bevölkerung aus. Das Thema ist in der jüngeren Generation so präsent, dass über 80% sogar einen Arbeitsplatz bevorzugen, der Klimaschutz stärker in den Fokus nimmt. Die jungen Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal möchten aber in modernen Strukturen und unter zeitgemäßen Bedingungen ökologischen und nachhaltigen Strukturen arbeiten.

 

mt – Quelle Dr. Moritz Völker, Anästhesist und Notfallmediziner, Evangelisches Krankenhaus Herne, Vorsitzender Junge Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund

 

coliquio-Interview mit Dr. Moritz Völker:

„Green Pressure“: Warum Kliniken jetzt handeln müssen