Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Cirka 10 Prozent der Patienten nach einer akuten COVID-Infektion leiden später an der Long-COVID- oder Post-COVID-Erkrankung. Meist besteht ein hoher Leidensdruck. Die bisherigen Betreuungsmaßnahmen sind oft unzureichend, die entsprechenden Institutionen sind überfordert. Viele Patienten wenden sich an ihre Hausärzte, die aus mehreren Gründen keine ausreichenden Beratungsangebote oder Behandlungen anbieten können. Daher ist eine Veränderung der Versorgungskonzepte notwendig. Einen entsprechenden Vorschlag macht Frau Dr. med. Jördis Frommhold von der Rehaklinik Heiligendamm. Sie hat ein Konzept entwickelt, das nach einer Art Lotsenfunktion funktioniert.

Es erfolgt eine Beratung durch einen Video-Chat, an dem auch der Hausarzt teilnehmen kann und so in die Lage versetzt wird, die Versorgung der Patienten zu übernehmen. Neben dem dominierenden Langzeit-COVID werden hier auch andere postinfektiöse Krankheitsbilder betreut. Das in Rostock angesiedelte Hilfsangebot besteht zunächst aus einer etwa einstündigen Beratung und Sichtung der Vorbefunde. Anschließend wird ein individuell multimodales Therapiekonzept erstellt. Durch die Möglichkeit des Austausches durch einen Video-Chat wird der Kreis der Beratungsmöglichkeit erweitert.

Das Projekt wird in der Rostocker Ambulanz durchgeführt. Die Beratung erfolgt nach individualisierter Einordnung des Beschwerdebildes im Sinne typischer Beschwerdekomplexe. Im Vordergrund steht das Beschwerdebild mit Muskelschwäche, Erschöpfungssyndrom, Schlafstörung, Gedächtnisproblemen und psychischer Labilität. Eine weitere Symptomengruppe umfasst die Störung der Atemfunktion. Auch kognitive Defekte bis hin zur Demenz werden zu einer Symptomgruppe zusammengefasst. Unter Long-COVID kann es zu einer Exazerbation (Verschlimmerung) psychosomatischer Grunderkrankungen mit Angststörungen, Panikattacken und Atemnot kommen.

Die Patienten lernen ihre eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten einzuschätzen, um so Überlastungsreaktionen zu vermeiden und so dauerhafte Erschöpfungszustände zu verhindern. Auch das soziale Umfeld wie Familie und Arbeitgeber werden in die Informationen einbezogen, um dort Verständnis und soziale Rückschläge zu vermeiden. Zurzeit ist die Beratung noch nicht Gegenstand des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen, sodass Beratungskosten als Selbstzahlerleistung anfallen.

Quelle: Vortrag von Dr. Jördis Frommhold auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2023 | Autor: Dr. med. Horst Gross, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin

Mehr Info: Institut Long Covid