Gemeinsam stark für Kinder von jungen demenzerkrankten Eltern (von links): Barbara Crombach, Alzheimer Gesellschaft Bochum, Dr. Ute Brüne-Cohrs, Fachärztin im LWL-Universitätsklinikum Bochum, Jan Hildebrand, Erziehungsleiter in der Vinzenz gGmbH, Jutta Meder, Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Bochum, und Petra Funke, Geschäftsführerin der Vinzenz gGmbH (Bildquelle: LWL/Dally: Die Aufnahme entstand 2022 noch unter Corona-Bedingungen)

Alzheimer-Gesellschaft Bochum, Vinzenz gGmbH und das LWL-Universitätsklinikum Bochum über ein Herzensprojekt – mit Bestandsaufnahmen, Vorträgen und Perspektiven

Bochum (lwl). Das KIDSDEM-Team der Bochumer Kooperation der LWL-Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin, der Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. und der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Vinzenz gGmbH lädt am 14. Juni 2024 zu seinem 2. Fachtag in das Veranstaltungszentrum der Ruhr-Universität Bochum ein: WEITERDENKEN. KIDSDEM startete vor zwei Jahren als Pilotprojekt und richtet sich an junge Menschen, deren Eltern, Vater oder Mutter, bereits im frühen Lebensalter dementiell erkranken. Für pflegende Angehörige ist die Demenz im Allgemeinen eine belastende Diagnose, für heranwachsene Kinder ein schwerer Schicksalsschlag. Denn sie verlieren in einer wichtigen Lebensphase nicht nur ein geliebtes Elternteil, sondern auch eine Identifikationsfigur an einer unheilbaren Krankheit. Der zweite Fachtag blickt im Rahmen von Vorträgen und Diskussion auf zwei Jahre Projektarbeit zurück und kündigt eine Fortsetzung des vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und dem Landesverband  der Pflegekassen geförderten Vorhabens an.

Seinen Anfang nahm KIDSDEM, da Dr. Ute Brüne-Cohrs, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Geriatrie und Palliativmedizin in der Ambulanz für psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter und in der Gedächtnissprechstunde der LWL-Universitätsklinik Bochum, nicht nur ältere Menschen, sondern auch jüngere im Alter von 40 bis 50 Jahren in ihre Sprechstunde behandelt. „Da wir in diesen Fällen grundsätzlich nach Angehörigen im Kindes- und Jugendalter fragen, wurde ein besonderer Hilfebedarf offenkundig“, erzählt Dr. Ute Brüne-Cohrs. Gemeinsam mit der Alzheimer Gesellschaft Bochum und der Vinzenz gGmbH initiierte das LWL-Universitätsklinikum das KIDSDEM-Projekt, in dem für Heranwachsende in besonderer Lebenssituation Hilfen entwickelt, angeboten und evaluiert werden. Mit einer eigenen Website, Öffentlichkeitsarbeit und der Einführung des Gruppenangebots „DEMPOWER“ für junge Menschen konnte sich KIDSDEM etablieren.

Nach dem 1. Fachtag „KIDSDEM – Kinder und Jugendliche demenzerkrankter Eltern“ im Herbst 2022, an dem das Projekt vorgestellt wurde und das von einer Lesung von Schauspielerin und Autorin Andrea Sawatzki begleitet wurde, steht der 2. Fachtag ganz im Zeichen der Reflexion und von Zukunftsaussichten. „Wir haben in den zurückliegenden zwei Jahren viel erreicht und auch noch einiges dazugelernt. Immer wieder machen die Einzelschicksale uns deutlich, wie stark die Herausforderungen einer Demenzerkrankung eines Elternteils für deren Kinder sind“, so Dr. Brüne-Cohrs, „und wie tiefgreifend diese auf ihre Lebensplanung und persönliche Entwicklung einwirken. Unser Fachtag soll für diese besonderen Umstände eines „anderen Erwachsenwerdens“ eine bewusste Öffentlichkeit schaffen und weiterhin Unterstützung anbieten.“

Interessierte sind eingeladen, zum Fachtag im Veranstaltungszentrum der Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, zu kommen. Der Fachtag startet um 9 Uhr und endet um 14.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Anmeldung und Programm

 

Weitere Informationen sind bei der Alzheimer Gesellschaft erhältlich:

Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V.
Barbara Crombach

Universitätsstraße 77, 44789 Bochum

Telefon: 0234 337772

E-Mail: barbara.crombach@alzheimer-bochum.de
Web: www.alzheimer-bochum.de

Info

Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sind in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen (2020) dementiell erkrankt. Von einer Demenz im jüngeren Alter zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr oder auch jünger sind schätzungsweise zwischen 30.000 und 40.000 Menschen betroffen. In etwa jeder dritten von einer frühen Demenzerkrankung betroffenen Familie leben Kinder unter 18 Jahren. Die jungen Angehörigen erleben Vergesslichkeit, Aggressivität, Unruhe beim Vater oder bei der Mutter, oft für sie unvorhersehbar und unkalkulierbar. Sie erleben bei sich widersprüchliche Gefühle wie Wut, Angst, Trauer, Scham und Schuld. Sie müssen eigene Bedürfnisse zurückstellen, oft Verantwortung übernehmen, teils selbst in die Elternrolle schlüpfen. Ihre gesamte Lebensplanung ist in Frage gestellt.
Internet: https://www.kidsdem.de/