Sexuell übertragbare Infektionen – im Englischen sexually transmitted infections (STI) – sind weiterhin ein Tabuthema. Es sind jene Infektionen, die meist durch penetrierenden Geschlechtsverkehr übertragen werden. Auch eine Übertragung durch Schmierinfektion (z.B. über Sextoys) ist möglich, aber selten. Eine Infektion entsteht, wenn der Erreger der sexuell übertragbaren Erkrankung, in den Körper gelangt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen genitalen, oralen oder analen Kontakt handelt. Es reicht im Einzelfall auch schon ein enger körperlicher Kontakt, wie z.B. Küssen, Petting oder Blut-zu-Blut-Kontakt aus. Bei den Erregern handelt es sich um Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. So vielfältig wie die Erreger, sind auch die Symptome.

 

Viren: HIV (human Immunodeficiency Virus), HPV (humane Papillomviren), MCV (Molluscum contagiosum Virus), HAV, HBV, HCV (Hepatitis Virus A, B, C), HSV (herpes genitalis Virus) und CMV (Zytomegalievirus).

Bakterien: Treponema pallidum (Syphilis), Neisseria gonorrohoeae (Tripper), Haemophilus ducreyi (weicher Schanker), Chlamydien, Mykoplasmen, aerobe Bakterien, wie zum Beispiel Shigellen, Salmonellen, Campylobacter (bei Durchfallerkrankungen)

Pilze: Candida albicans, Protozoen und Arthropoden.

 

Die Häufigkeit sexuell übertragbarer Infektionen hat wieder zugenommen. Insbesondere gilt das für die Syphilis, den Tripper und die Chlamydien-Infektionen. Ein Grund für die Zunahme ist die Resistenzentwicklung, zum Beispiel bei Gonokokken und Shigellen gegen Antibiotika. Mit der Zunahme der Infektionen sind in Deutschland gleichermaßen alle Bundesländer betroffen. Häufungen finden sich in Ballungsgebieten, wie zum Beispiel in den Großstädten Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Köln. Mehr als 85% der Syphilis-Neuinfektionen finden sich bei Männern, vor allem in der Altersgruppe von 25-39 Jahren wieder. Am höchsten ist die Zunahme der Syphilis-Neuinfektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben. Die Infektion mit dem humanen Papillomvirus (HPV) ist die wahrscheinlich häufigste virusbedingte, sexuell übertragbare Erkrankung. Mehr als hundert verschiedene HPV-Typen sind bekannt, von denen viele Erkrankungen im Genitalbereich, im Analbereich und auch oral verursacht werden können. HPV-Impfungen können gegen bestimmte Virustypen schützen. Gerade für junge Menschen wird ein solcher Impfschutz empfohlen, da die fortbestehende HPV-Infektion ein Risiko für Tumorerkrankungen darstellt.

 

Schamhafter Umgang mit der Beschwerdesymptomatik nach Geschlechtsverkehr führt mit dazu bei, dass die Häufigkeit der sexuell übertragbaren Infektionen zunehmen. In Bochum gibt es nun eine Initiative, die einen niederschwelligen Zugang zu Beratung, Informationen, medizinischer Behandlung und Prävention anbietet. Das WIR (Walk In Ruhr) ist ein Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin. Die Kooperation besteht aus einem Zusammenschluss der interdisziplinären immunologischen Ambulanz der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, der Aidshilfe Bochum e.V., des Gesundheitsamtes Bochum, pro familia e.V., Madonna e.V. und Rosa Strippe e.V. Wichtig ist den Akteur*innen, dass es von Institution zu Institution nur kurze Wege gibt und auf Wunsch Anonymität. Der/die Aufsuchende trifft auf qualifizierte Ansprechpartner*innen. Gewollt ist der Schutz der Persönlichkeit, Vertrauen und selbstbewusster Umgang mit Sexualität. Das Wissen um Prävention, Infektionswege, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten schafft eigenverantwortlichen Umgang mit der Situation. Auch im Bereich der Wissenschaft und Forschung werden die Kompetenzen gebündelt. Eine spezielles Beratungsangebot online oder vor Ort richtet sich an junge Menschen im Alter von 14-27 Jahren. Im Internet können weitere Informationen unter www.wir-ruhr.de abgefragt werden.

 

10.03.2022