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In einem Interview mit der „ZEIT“ äußert sich der Virologe Christian Drosten dazu, dass sich die Situation in der Pandemie verändert. Ein Zeichen dafür sieht er in der Dynamik der Infektionswellen, die schneller auftreten, aber auch schneller brechen.

Der R-Wert (dieser Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt), sinkt dramatisch. Schon kleine Veränderungen würden reichen, eine Infektionswelle auszulösen oder zu beenden. Er schlussfolgert daraus, dass die Lage für das Virus prekär würde. Trotz Lockerung der Schutzmaßnahmen nimmt die Zahl der Inzidenzen nicht deutlich zu. Man sollte sich davon nicht irritieren lassen, dass im Winter und bei kälteren Temperaturen eine Zunahme der Infektionen gesehen werden wird.

Die Situation wird davon abhängig sein, welche Virusvariante sich in den kommenden Wochen durchsetzen wird. Zwei Omikron-Varianten kommen in Betracht BF.7 und BQ.1.1.1. Wenn die Variante BF.7 vorherrschen würde, wäre das der günstigere Fall. Diese Variante ist BA.5 sehr ähnlich, gegen den jetzt schon ein guter Immunschutz besteht. Die erwartete Winterwelle würde dadurch abgeflacht. In diesem Fall müsste eine Immunflucht nicht befürchtet werden. in diesem Falle müsste von einer Beendigung der Pandemie und einen Übergang in eine Endemie (begrenztes Auftreten) ausgegangen werden.

Würde sich die Variante BQ.1.1 durchsetzen, wäre die Situation möglicherweise anders. In der Evolution des Virus haben sich Veränderungen gezeigt. BA.1 und BA.2 waren die ersten Omikronvarianten. In dieser Zeit war die Bevölkerungsimmunität noch nicht sehr ausgeprägt. In der Entwicklung folgt dann die Varianten BA.2.75 und BA.5.

Nach Meinung von Christian Drosten stammen alle folgenden Varianten von diesen beiden Typen ab. Da diese Varianten eine Ähnlichkeit zum Typ BA.1- und zum Deltatyp haben, gegen die durch die Impfungen ein Impfschutz aufgebaut wurde, ist diese optimistische Einschätzung nachvollziehbar. Er glaube, dass kurzfristig keine Variante auftauchen wird, die wirklich nochmal gefährlich wird. Die Mutationen des Virus zielen in der Regel auf das Spikeprotein ab. Das nennt man konvergente Evolutionen. Dadurch sei das Virus in eine „Sackgasse“ geraten. Es bräuchte eine Art Revolution, durch erneute massive Verbreitung irgendwo auf der Welt, um nochmal globale Wellen auszulösen. Dies könne nur in Ländern geschehen, in denen der Immunschutz noch sehr lückenhaft sei, zum Beispiel in Afrika oder Indien. Auch die Infektionszahlen in China bereiten Sorgen. Das Virus kann sich immer dann besonders gut entwickeln, wenn es sehr viele Infektionen gibt. Daher müsse die Welt dafür Sorge tragen, dass sich in diesen Ländern die Durchimpfung verbessert.

mt

Quelle DIE ZEIT /Wissen