Covid 19 entsteht durch eine Infektion mit dem Sars-CoV-2 Virus. Das Krankheitsgeschehen ist viel komplizierter als eine einfache Infektionskrankheit. Unser Wissen um die Erkrankung ist lückenhaft und wir lernen täglich hinzu. Der Erreger – das Virus – löst eine Immunantwort aus. Das immunologische Geschehen ist auch nach der Akutphase der Erkrankung an dem Verlauf der Erkrankung beteiligt. Eine zelluläre Stressreaktion kann Immuneskalation auslösen, eine überschießende Reaktion auf das Virus. Dieser Sturm der Immunreaktion ist häufig verantwortlich für die schweren Verlaufsformen. Organschäden, Thrombosen, Lungenentzündungen und Gefäßschäden können unter anderem die Folge sein. Diese Kausalität muss wissenschaftlich als bewiesen gelten. Warum treten diese Reaktionen nur bei einigen Patienten auf und was kann man dagegen tun? Deutsche und österreichische Wissenschaftler haben die zelluläre Stressreaktion untersucht und Hinweise für die Ursache der Immunentgleisung gefunden – die sogenannte Seneszenz. Im biologischem Prozess der Alterung entstehen schädliche Substanzen, Gewebsveränderungen und Verlust von physiologischen Funktionen. Auch dient die Seneszenze, zelluläre Stressreaktion dazu, den menschlichen Körper zu schützen, z. B. die Bildung von Tumoren zu verhindern. Durch Botenstoffe wird die Vermehrung von Zellen unterbrochen. Darüber hinaus werden entzündungsfördernde Stoffe ausgesandt, die für die Immunprozesse wichtig sind. Werden diese Stoffe andauern oder überschießend produziert, lösen sie Krankheiten wie zum Beispiel die Gefäßverkalkung oder andere degenerative Prozesse aus. Diese entzündliche Überreaktion zu unterbrechen hat großes Potential zur Behandlung von Covid 19. Relativ früh trennen sich im Infektionsgeschehen Virusreaktion und Zellreaktion. Es bedarf dann nicht mehr das Virus, um die Stressreaktion aufrecht zu erhalten. Allein die Botenstoffe nähmen weiter Zellen mit in die immunologische Eskalation. „Das Ganze wird unkontrollierbar“, sagt Prof. Schmitt vom Krebsforschungszentrum der Charité. In die Eskalation sind auch andere Immunzellen, nämlich die Makrophagen (Fresszellen) eingeschlossen, die Stresszellen zu beseitigen. Sie können aber selbst durch die Botenstoffe zum Teil der überschießenden Immunantwort werden.

Die Forscher prüfen medikamentöse Behandlungsansätze, um diese Spirale zu durchbrechen. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist der Gedanke, ob der Verlauf der Erkrankung dadurch abgemildert werden kann, in dem die Seneszenz gewordenen Zellen frühzeitig medikamentös angegriffen werden mit sogenannten Senolytika, die bisher in der Tumortherapie angewandt und getestet wurden. Im Tierversuch sind ermutigende Ergebnisse gesehen worden.