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Die Coronapandemie hat das Leben umgekrempelt. Ständig gibt es neue Nachrichten, die z.T. früheren Informationen widersprechen. Das schafft viel Unsicherheit. Richtig ist, dass wir eine völlig neue Situation erleben und uns nicht an Erfahrungen früherer Situationen orientieren können. Auch erleben wir einen wissenschaftlichen Diskurs, der, notwendigerweise, z.T. widersprüchlich ist. Auch politische Reaktionen sind nicht immer einheitlich und manchmal nicht nachvollziehbar. In diesem Klima der Ungewissheit treiben Annahmen, Fehlinformationen und Spekulationen ihre Blüten. Die Fragen werden in allen gesellschaftlichen Schichten gestellt. Allerdings ist der Zugang zu Informationen uneinheitlich. Auch ist der emotionale Umgang mit den Nachrichten sehr uneinheitlich. So spielen Angst und Verunsicherung eine wesentliche Rolle. Das schafft Platz für Spekulationen und Desinformationen. Die Lebensverhältnisse der Menschen sind sehr unterschiedlich, nicht nur weltweit, sondern auch hier in Deutschland. Die soziokulturellen und sozioökonomischen Unterschiede sind groß. Das zeigt sich auch darin, dass in Stadteilen mit ärmerer Bevölkerung die Krankheitsinzidenzen höher sind. Unbestritten ist, dass die schwierigen Wohn- und Arbeitsverhältnisse für diesen überdurchschnittlichen Anteil verantwortlich sind. Das gilt auch für Migranten, die sich häufig in diesen prekären Lebenssituationen befinden. Leider kursiert unter Flüchtlingen mit begrenzter Duldung die Auffassung, dass Geimpfte leichter abgeschoben werden könnten. Die Vorsitzende des Integrationsausschusses in Bochum, Z. Khodr sagt, “es gibt Angst ohne Ende. Manche Menschen glauben, an einer Impfung zu sterben. Viele haben Verwandte in anderen Ländern und tratschen über alles Negative tausend Mal mehr“. Ein Gerücht sagt, die Impfung mache unfruchtbar. Leider gibt es auch kulturelle Gründe für die Impf-Ignoranz. Einige männliche Migranten ignorieren Risiken und neigen dazu, „Härte, Angstverachtung und Rebellentum“ durch das Brechen von Corona-Regeln zu demonstrieren. Daher ist Aufklärung, Bekämpfung der Ängste, positive Informationen und Vorbilder aus der eigenen Gemeinschaft, die sich impfen ließen, unbedingt notwendig. Mehrsprachige Aufklärung, auch in Schulen und Kitas, sind erforderlich. Impfpaten könnten nicht nur alte Menschen, sondern auch Migranten begleiten. Das Problem zu verschweigen, um sich nicht dem Vorwurf des Rassismus auszusetzen, wäre ein gesellschaftlicher Fehler, weil so die möglichen Lösungen der sozialen Gegebenheiten nicht diskutiert würden, sondern das Feld den Hetzern überlassen wird. Die AOK Rheinland/Hamburg schlägt vor, den Wohnort bei der Priorisierung mit zu berücksichtigen. Auch soll mit niederschwelligen Beratungsangeboten und Schutzmaßnahmen informiert werden.
mt