Impfskeptiker haben Angst vor den Nebenwirkungen durch die COVID-19-Schutzimpfung. Bis jetzt sind 180 Millionen Impfdosen verabreicht worden. Lokale Reaktionen, zum Beispiel Schmerzen an der Einstichstelle, wurden häufiger beobachtet. Auch über kurzfristige Impfreaktionen wie Temperaturerhöhung oder Abgeschlagenheit wurde berichtet. Diese Reaktionen waren aber nicht anhaltend. Die Zahl der schwereren Nebenwirkungen wurden als sehr niedrig eingeschätzt. Eine Studie der Charité in Berlin zeige jetzt, dass die Zahl schwerer Nebenwirkung in der Praxis deutlich höher angenommen werden muss als erwartet.

Danach klagten 0,8 % der Geimpften über schwere Nebenwirkungen. Das ist das Vierfache als bisher dem zuständigen Bundesinstitut gemeldet wurde. Der Zeitraum, den das Paul-Ehrlich Institut überschaut, ist Dezember 2020 bis März 2022. In dieser Zeit wurden 1,7 Millionen Meldungen von Geimpften registriert. In der Langzeit-Studie der Charité wurden nicht die Meldungen registriert, sondern eine direkte Befragung durchgeführt. In der Untersuchung wurde auch zwischen den verschiedenen Vakzinen (Impfstoffen) unterschieden. Die Definition „schwere Nebenwirkungen“ bestand darin, Fälle zu erfassen die eine medizinische Behandlung erforderlich machten. Der Leiter der Studie, Prof. Harald Matthes, nennt beispielhaft neurologische Störungen (z.B. Nervenlähmungen, Muskel- und Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herzmuskelentzündungen). 80% der Nebenwirkungen sind nach 3-6 Monaten wieder ausgeheilt. Der Studienleiter will das Ergebnis nicht als Kritik an der Coronaschutzimpfung verstanden wissen. Er sagt, aus seiner Sicht sei die COVID-19-Impfung sinnvoll, wie andere Impfungen auch, da das Risiko der Nebenwirkung deutlich geringer sei als die Folgen der Infektionskrankheit.

Die Coronaimpfstoffe sollen eine starke Immunantwort auslösen, daher ist das Immunsystem auch „gestresst und vulnerabel“. Das Problem ist, die Nebenwirkungen dem „Impfgang“ zuzuordnen. Viele Betroffene fühlen sich alleingelassen. Daher, so Prof. Matthes, sollte es Anlaufstellen für Menschen mit Impfnebenwirkungen geben, wo nach spezifischen Therapien für die Betroffenen gesucht wird, ähnlich wie die Einrichtungen für die Long-Covid-Betroffenen. Diese Ambulanzen sollten fachübergreifend kooperieren, dazu gehören natürlich Neurologen, Internisten und Immunologen.

 

mt
06.05.2022