Die Omikron-Variante ist auch in Deutschland angekommen. Die Pandemiesituation hat sich dadurch relevant verändert. Die Übertragbarkeit ist im Vergleich der bisher erkannten Virusstämme deutlich höher. Die Alpha-Variante ist bis zu 90% ansteckender als der SARS-CoV-2-Urtyp. Die Delta-Variante ist bis zu 60% ansteckender als die Alpha-Variante. Die Ansteckungsfähigkeit durch Omikron ist tatsächlich mehrfach höher als die der Delta-Variante. Wissenschaftler vermuten, dass die Zahl der Infizierten mit Omikron sich wöchentlich verdoppelt, nach neuesten Informationen sogar vervierfacht.

Selbst bei vollständigem Impfschutz mit BioNTech, Moderna oder Kreuzimpfung ist die Wirksamkeit der Immunglobuline (Antikörper) bei Infektion mit Omikron im Verlauf deutlich reduziert, so die Virologin Sandra Ciesek aus Frankfurt. Diese Beobachtungen werden auch bestätigt durch das Africa-Health-Research-Institut aus Südafrika. Nach deren Untersuchungsergebnissen reduziert sich die Neutralisationsaktivität (Maß der Wirksamkeit der Immunglobuline) der genannten Impfstoffe um das 40-fache. Die Immunantwort des Körpers basiert aber auf der Wirkung der Antikörper und auch auf die Aktivität der T-Lymphozyten (T-Zellen, bilden eine Gruppe von weißen Blutzellen). Der Virologe Christian Drosten verweist somit darauf, dass der tatsächliche Impfschutzverlust gegen Omikron geringer sei, da die Verminderung der Neutralisationswirkung der Immunglobuline nichts über die Antwort der T-Zellen (zelluläre Abwehr) aussagt. Die zelluläre Abwehr ist aber ein wesentlicher Schutz vor schweren Verlaufsformen.

Nach internen Untersuchungen des Impfstoffherstellers BioNTech werden über Daten berichtet, dass eine 2-fach-Schutzimpfung mit diesem Impfstoff keine ausreichende Immunantwort gegenüber Omikron entstehen lässt. Eine Auffrischimpfung (Boosterimpfung) würde aber einen ausreichenden Schutz

gegen die Omikron-Variante auslösen. Selbst diese wird nach 6 Monaten als ausreichender Schutz gegen die Neutralisation der Virus-Antigene von einigen in Frage gestellt, was den neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach dazu veranlasst, über eine Boosterimpfung nach 3 Monaten nachzudenken.

Der Krankheitsverlauf nach Covid-Infektionen mit der Omikron-Variante ist bisher schwer einschätzbar. Daten aus Südafrika beschreiben eher milde Verlaufsformen. Diese Nachrichten sagen aber wenig aus, da dort im Wesentlichen jüngere Menschen infiziert waren und wegen der geringen Durchimpfungsrate ein Großteil genesen waren, die dann einen Immunschutz hatten.

Was bedeutet das für Deutschland?
Auch die hiesigen Daten zeigen, dass selbst 2-fach-Geimpfte nicht genügend Antikörper haben, um das Omikron-Virus zu neutralisieren. Erst nach einer Auffrischimpfung der 2-fach-Geimpften, oder eine Auffrischung nach durchgemachter Infektion mit nachfolgender Impfung, können die Zahl der

Durchbruchinfektionen reduzieren. Trotzdem muss mit einem Anstieg der Inzidenzen und einer erneuten Belastung des Gesundheitssystems in den nächsten Wochen gerechnet werden.