Die Therapie der chronischen Herzinsuffizienz (HF) sollte darauf abzielen, erneute Dekompensationen zu verhindern. Allerdings sinkt das kardiovaskuläre Risiko auch dann nicht auf null, wenn bei stabiler HFrEF – wie z.B. in der Studie DAPA-HF* – eine leitliniengerechte Therapie mit einem ARNI, einem Betablocker, einem MRA und einem SGLT2-Hemmer erfolgt. Dass Vericiguat bei symptomatischer chronischer HFrEF nach kürzlich aufgetretener Dekompensation einen zusätzlichen Schutz bieten kann, hat die speziell für diese Gruppe konzipierte Phase-III-Studie VICTORIA** gezeigt. Vericiguat ist ein Wirkstoff, der das Enzym“lösliche Guanylatcyclase“ den Blutgefäßen stimuliert und damit bewirkt, dass sich die Blutgefäße entspannen und erweitern und damit die Nachlast senkt.
Test in einer Risikopopulation
Ein Dekompensationsereignis war definiert als HF-bedingte Hospitalisierung innerhalb von 6 Monaten oder erforderliche ambulante i.v. Gabe eines Diuretikums aufgrund von HF innerhalb der letzten 3 Monate. Zu den Einschlusskriterien gehörten:
- linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) < 45%,
- NYHA (New York Heart Association) -Klasse II-IV,
- erhöhte NT-proBNP-Werte,
- HF-Basistherapie.
Auch Patientinnen und Patienten mit einer eGFR von ? 15ml/min/1,73 m³ nahmen an der Studie teil. Bei Studieneinschluss waren rund 2/3 der Teilnehmenden (67 %) vor weniger als 3 Monaten aufgrund von HF hospitalisiert worden und 16 % benötigten vor weniger als 3 Monaten eine i.v. Diuretikagabe, ohne hospitalisiert werden zu müssen.
Erneute Ereignisse verhindern
Mit Vericiguat zusätzlich zur Basistherapie wurde gegenüber der alleinigen Basistherapie eine klinisch relevante absolute Risikoreduktion von 4,2 Ereignissen pro 100 Patientenjahren im primären kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod oder erster HF-bedingten Hospitalisierung erzielt, was einer NNT (number needed to treat) von 24 entspricht. Die Therapie mit dem sGC-Stimulator erwies sich als gut verträglich, unerwartete oder außergewöhnliche Sicherheitssignale wurden nicht beobachtet. Auch bei der Subgruppe mit niedrigem Blutdruck (< 110 mmHg) ist Vericiguat demnach anwendbar. Die Gesamtrate unerwünschter Ereignisse lag in der Studie auf Placeboniveau, symptomatische Hypotonie und Synkopen traten unter Vericiguat nicht signifikant häufiger auf als in der Placebogruppe.
Mit Vericiguat wurden somit in einer Risikopopulation, die bereits gut auf die Basistherapie eingestellt war, eine zusätzliche, klinisch relevante und deutliche Reduktion des kardiovaskulären Risikos und der HF-bedingten Hospitalisierungsrate erreicht.
Frühe Therapieoptimierung
Es gibt 3 möglich Szenarien, in welcher Situation Vericiguat konkret gegeben werden sollte:
- in der Postakutphase nach kardialer Dekompensation vor oder bei der Entlassung von stabilisierten Betroffenen
- bei weiter fortbestehender Symptomatik nach Dekompensation
- wenn andere HF-Medikamente aufgrund von Komorbiditäten wie Niereninsuffizienz, Hypotonie, Hyperkaliämie kontraindiziert sind
Quelle: Fa.Bayer cardiorenal