Dass Viren mutieren ist normal. Anders als Bakterien brauchen Viren eine Wirtszelle, um zu überleben. Sie dringen mit ihrer Erbinformation in die Wirtszelle ein und nutzen deren Zellfunktion zur Vermehrung. Die Erbinformation, das Genom, wird kopiert. Bei diesem Vorgang können kleine Fehler vorkommen. Das neue Genom wird Mutante genannt.
Meist werden die Mutationen gar nicht bemerkt. Manchmal entstehen auch Mutationen, die das Überleben des Virus erschweren, weil sie anfälliger gegenüber den Abwehrmechanismen des Körpers sind, oder sie verlieren die Möglichkeit, in eine neue Wirtszelle einzudringen.
Aber auch das Gegenteil ist möglich: Durch Mutationen können für das Virus Vorteile in Bezug auf die Vermehrung entstehen, z.B. indem die Mutanten sich den Abwehrmechanismen des Köpers entziehen oder alternative Wege finden können, um in die Wirtszelle einzudringen.

Im Sinne der Darwin´schen Evolutionstheorie gilt: Der Stärkste überlebt. Bei den Coronaviren bedeutet das, dass Varianten mit der höheren Infektiosität und den größeren Möglichkeiten, die Abwehrmechanismen zu umgehen, die „Urformen“ des Virus verdrängen.
Die Zufallsveränderungen bei der Vermehrung sind auch bei anderen Viren wie beispielsweise den Influenzaviren bekannt. Um solche Viren für den Menschen händelbar zu machen, sind jährliche Anpassungen des Impfstoffes erforderlich. Auch bei den Coronaviren geht man davon aus, dass sie Bestand haben werden und eine stetige Überprüfung der sich ausbildenden Varianten wissenschaftlich erfolgen muss, um die Schutzimpfung den bestehenden Anforderungen immer wieder anzupassen.
Neben den Möglichkeiten der Schutzimpfung besteht therapeutisch auch die Möglichkeit der antiviralen Therapie. Hier kommen die sogenannten monoklonalen Antikörper ins Spiel. In den USA wurde schon im November 2020 der monoklonale Antikörper Bamlanivimab zur Behandlung einer leichten bis mittelschweren Covid-19 Infektion notfallmäßig zugelassen für Patienten, die ein besonderes Risiko für schwere Verlaufsformen haben. Es folgte Anfang 2021 eine Notfallzulassung für eine Kombinationstherapie mit Etesevimab, einem weiteren monoklonalen Antikörper.
Wegen Zweifeln an der Wirksamkeit des Antikörpers Bamlanivimab hat die US-Regierung jetzt die Auslieferung des Präparates gestoppt und nur die Kombinationstherapie weiterempfohlen. Deutschland hat bereits für 400 Millionen Euro 200.000 Dosen des von einem Auslieferungsstopp betroffenen Medikaments gekauft, das Medikament mit dem Wirkstoff Etesevimab aber noch nicht geordert – insofern wird die US-Entscheidung auch Auswirkungen auf Therapiemöglichkeiten in Deutschland haben.